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SZ vom 10.07.2008

Biker und Skater bauen sich eine neue Anlage
Von Juliane Richter

Die Eltern dürfen ihre Kinder nicht einfach wegschicken und machen lassen.

Im Moment sind nur große Bäume, hohes Gras und verschlungene Wege zu sehen. Innerhalb weniger Wochen soll jedoch auf dem etwa 15000 Quadratmeter großen Gelände an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Löbau eine Mountainbikestrecke entstehen. An den Wochenenden wollen die Jugendlichen des Biker- und Skater-Clubs Oberlausitz (BSC) hier Erdhügel anhäufen und Senken ausheben.

Weiter vorn auf dem Gelände wird außerdem eine Skateranlage mit Half Pipes und Rampen angelegt. Gleich daneben steht ein Gebäude der Arbeiterwohlfahrt Löbau, das den Jugendlichen kostenlos zur Verfügung gestellt wird. „Wir waren positiv von ihrem Engagement beeindruckt. Außerdem denken wir, dass damit nach den Silvesterereignissen ein guter Neuanfang gemacht wird“, sagt Awo-Geschäftsführer Dirk Reinke.

Auch Computerraum geplant

Die Jugendlichen sind auf jeden Fall davon begeistert, besonders weil Gebäude und Gelände unglaublich viele Möglichkeiten bieten. „Ursprünglich wollten wir eigentlich nur eine Bikerstrecke bauen, aber dann kamen immer mehr Ideen dazu“, sagt Daniel Seelig. Der 28-Jährige ist zweiter Vorsitzender des BSC und wird zukünftig einen großen Teil seiner Freizeit auf dem Gelände verbringen.

Denn die großen Pläne müssen auch umgesetzt werden. Im Gebäude, das 16 Jahre als Asylbewerberheim genutzt wurde, sind unter anderem ein Computerraum, eine Küche für Kochkurse und eine Werkstatt geplant.

Derzeit sind die rund 20 Vereinsmitglieder allerdings mit grundlegenden Dingen wie aufräumen und streichen beschäftigt. Oft mit dabei ist Mechthild Jennissen-Tibbe. Ihre 16-jährige Tochter war in der Silvesternacht vor Ort, als die alte Skaterhalle abbrannte. „Ich habe damals die Jugendlichen vollkommen hilflos gesehen. Nach dem Brand gab es niemanden, der sich um ihre Freizeitbedürfnisse gekümmert hat.“

Die 51-jährige Mechthild Jennissen-Tibbe suchte schließlich nach einem neuen Ort und erhielt dabei Unterstützung von Oberbürgermeister Dietmar Buchholz. Ein Gebäude, das er zur Nutzung vorschlug, war der alte Kindergarten in der Ostsiedlung. „Das Gelände dort hat uns super gefallen, aber es grenzt an Wohnhäuser. Da hätte es sicher irgendwann Ärger mit den Nachbarn gegeben“, sagt Jennissen-Tibbe. Das jetzige Gelände im Norden von Löbau ist hingegen abgeschieden. Oberbürgermeister Buchholz führte dazu die ersten Gespräche mit der Awo. „Ich finde nicht nur gut, dass die Jugendlichen an einer neuen Anlage bauen, sondern auch, dass sie dabei von Eltern unterstützt werden“, sagt Buchholz. Mechthild Jennissen-Tibbe ist auf der Suche nach weiteren Eltern, die sich für die Idee stark machen und später Aufgaben übernehmen. „Die Eltern dürfen ihre Kinder nicht einfach wegschicken und machen lassen. Denn damit werden nur Problemkinder geschaffen.“

Freiwilliges Rauchverbot

Etwa 100 Kinder und Jugendliche haben schon Interesse bekundet. Wenn sie das Gelände nutzen wollen, müssen sie allerdings Mitglieder im BSC werden. Die Öffnungszeiten werden genau festgelegt, außerdem haben sich die Jugendlichen eine strenge Hausordnung auferlegt. Im Gebäude darf nicht geraucht werden, der Alkoholkonsum soll nicht ausarten. „Wenn die Jugendlichen hier miterleben wie etwas wächst, entwickeln sie ein viel höheres Verantwortungsbewusstsein, als wenn man es ihnen fertig hinstellt“, ist sich Mechthild Jennissen-Tibbe sicher.